Juttas Bericht des Ironman Frankfurt 2013

Da stand ich nun! Morgens um halb sieben am Langener Waldsee – eingezwängt in meinen Neo – gemeinsam mit etwa 2500 anderen Startern, die sich aufmachen wollten, die Langdistanz zu absolvieren

Ich erinnerte mich noch gut an meine Anmeldung zu diesem Wettkampf. War das wirklich schon 12 Monate her???

Ein aufgeregtes Stimmengewirr umgab mich, das augenblicklich verstummte, als die Nationalhymne gespielt wurde. Trotz der ganzen Aufregung ein berührender Moment.

Nach dem Start der Profis samt einiger ausgeloster Glückspilze, machte sich dann 15 Minuten später der große Pulk auf in`s Wasser. Gegen dieses Gewimmel wirkte die erste Startgruppe, die zum Teil schon das andere Ufer erreicht hatte, fast etwas verloren. Schon vor dem Startschuss kam es zu Tumulten und teilweise durchaus schmerzhaften „Annäherungsversuchen“, die ich jedoch allesamt mit Bravour parierte.

Für das Schwimmen hatte sich der Veranstalter somit etwas ganz Besonderes ausgedacht. Es sollte noch besser kommen! Denn kaum gestartet, fühlte ich mich wie in einem Turbo-Mixer – so in etwa empfand ich das Schwimmen inmitten von circa 5000 kreisenden Armen: alle natürlich auf dem direktesten Weg zu nächsten Boje.

 

Für meine Verhältnisse lief das Schwimmen trotz der ständigen Platzkämpfe (ich habe auch nicht nachgegeben!) bis zum Landgang ziemlich gut. Danach verlor ich leider beide Badekappen und weiß bis jetzt noch nicht genau, wie es mir dabei gelungen ist, zumindest die Schwimmbrille aufzubehalten.

Sehen konnte ich trotzdem nichts, weil meine Haare ständig vor meinem Gesicht hin und herwedelten.

So musste ich alle paar Meter anhalten, um mich zu orientieren und nicht völlig vom rechten Wege abzukommen. Das Feld hatte sich inzwischen nämlich etwas sortiert und die Gruppe um mich herum war recht übersichtlich geworden. Leider war meine am Morgen in mühevoller Kleinarbeit geklöppelte Wettkampffrisur damit völlig ruiniert, was mich aber nicht daran hinderte, grazil wie eine Nixe aus dem Wasser zu schweben ;-).

Da mich im vergangen Jahr in Wiesbaden der Sand an den Füßen und damit auch in den Radschuhen mehr als gestört hatte, war ich dieses mal gerüstet und hatte eine Flasche Wasser in den Wechselbeutel gepackt. Also erst einmal die Füße gebadet, abgetrocknet und angesichts der zu erwartenden Temperaturen auch noch ordentlich mit Sonnencreme eingeschmiert (natürlich nicht die Füße!!) und ab auf`s Rad. Wie schon beim Abfahren der Strecke einige Wochen zuvor war auch dieses mal der Gegenwind mit von der Partie, was angesichts der zunehmenden Hitze nur bedingt genervt hat. Bis auf die Kopfsteinpflaster-Passage, die mich bis in`s Mark durchgeschüttelt und das Fahrrad bis auf das Äußerste strapaziert hat, war die Strecke gut zu fahren, was sicher auch an den vielen Zuschauern lag, die unterwegs für Stimmung sorgten.

Auf der zweiten Runde machten sich dann aber doch die steigenden Temperaturen bemerkbar und ich konnte den 30er-Schnitt nicht mehr ganz halten. Ehrlich gesagt, fühlte sich Las Vegas nur unwesentlich wärmer an.

Nach 6h13 auf dem Rad und leicht wundgescheuerter Leiste links kam ich in die zweite Wechselzone. Schnell die Laufschuhe an, nochmals Sonnencreme auf die Schultern und dann los!

Nach 180 km auf dem Rad fühlte sich das aber gewaltig anders an als sonst. Gott sei Dank gab es alle 1,7 km eine Verpflegungsstelle, die ich auch ausnahmslos nutzte und zwar auf ganzer Linie, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin immer noch erstaunt, dass mein Magen das ganze Durcheinander so schmerzfrei mitgemacht hat. Wasser – Cola – Iso – Eiswürfel in den Anzug – Schwämme. Lediglich die Gels und andere Feststoffe habe ich ausgelassen und hatte dennoch kurz nach der Verpflegungsstelle schon wieder einen trockenen Mund. Bei Temperaturen über 30 Grad ja auch nicht unbedingt verwunderlich. So war recht schnell klar, dass das angestrebte Tempo unrealistisch ist und ich drosselte recht früh meine Geschwindigkeit, konnte die dann aber weitgehend durchlaufen, was sicher auch an „meinen“ mitgereisten Supportern lag. Vielen Dank an euch alle, ihr habt einen super Job gemacht und mich gut über den Wettkampf gebracht. Ich habe mich jedes mal gefreut, euch zu sehen, auch wenn das in der letzten Laufrunde vielleicht nicht mehr so aussah. Denn auf den letzten Kilometern taten mir dann doch die Beine weh und ich sehnte mich sehr nach dem vierten und letzten Bändchen. Endlich streifte mir eine nette Helferin dieses über die Hand und so musste ich nur noch einmal über die Mainbrücke. Wusstet ihr, dass die gefühlte 250 Höhenmeter hat?? Ich bis zu diesem Moment, ehrlich gesagt, nicht!! Dann durfte auch ich endlich auf den roten Teppich. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich noch schnell das „kleine Schwarze“ übergeworfen, aber das hatte ich in der morgendlichen Eile vergessen einzupacken. So hat es „nur“ für einen recht schnörkellosen und direkten, aber dafür aufrechten Zieleinlauf gereicht. Körperlich und mental noch in einem einigermaßen passablen Zustand, füllte ich nach dem Erhalt der Medaille und des Finisher-Shirts gleich meine leeren Kohlenhydratspeicher auf. Mit dem Duschen kam dann auch allmählich die Erkenntnis und Freude: 11h 47 min! Du hast es geschafft: Eisenfrau!!!

3 Gedanken zu „Juttas Bericht des Ironman Frankfurt 2013

  • 22. Juli 2013 um 22:16 Uhr
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    Großartig Jutta und nochmals ein ganz dickes Lob! So eine eiserne Disziplin im Training musste belohnt werden, das hast Du Dir verdient :)

  • 23. Juli 2013 um 17:53 Uhr
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    Gratulation und einen Riesen-Respekt vor der Leistung! Super

  • 24. Juli 2013 um 05:32 Uhr
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    Ja, Jutta. Mir geht nach’m Schwimmen auch immer die Frisur durcheinander und mein Nagellack hält keine LD aus. Abgesehen davon: du hast 226 km alles richtig gemacht!!! Ganz viel Respekt!

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